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Das Herz deines Kindes verstehen: Ein empathischer Leitfaden für die emotionale Entwicklung

  • Autorenbild: Teresa
    Teresa
  • 3. Juni
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 5 Tagen


Als Mama und als Erzieherin liegt mir ein Thema besonders am Herzen: das Verstehen und Begleiten von Kinderemotionen. Es ist ein fundamentaler Baustein für die gesunde Entwicklung unserer Kleinen, ein Bereich, der uns als Eltern oft intuitiv begegnet und als Erzieher in der Ausbildung tiefgehend behandelt wird.



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Emotionen sind die Sprache der Seele.


Die Kompetenz der Mutter: Ein natürlicher Instinkt


Sobald unsere Kinder geboren werden, beginnen wir Mütter eine einzigartige und tiefgreifende Kompetenz zu entwickeln: Wir lernen, die Bedürfnisse unserer Kinder zu erkennen, lange bevor sie sprechen können. Wir deuten ihr Weinen, Lächeln, ihre Gesten und auch ihre Laute – und verstehen so, ob sie Hunger haben, müde sind, Nähe suchen oder sich unwohl fühlen. Diese feine Intuition ist unsere erste intuitive Orientierung im Umgang mit ihren Emotionen.


Diese angeborene Fähigkeit, unsere Kinder auf einer nicht-verbalen Ebene zu verstehen, ist ein Geschenk. Sie kann uns auch im späteren Alter eine unschätzbare Hilfe sein, um unsere Kinder in ihrer emotionalen Entwicklung zu unterstützen. Denn was als Baby begann – die nonverbale Kommunikation der Gefühle – bleibt ein wichtiger Teil ihres Ausdrucks.


Was Kinder wirklich fühlen: Ihre pure emotionale Resonanz


Es gibt noch immer die verbreitete Ansicht: "Das Kind versteht das doch nicht." Hier muss präzisiert werden: Zwar können Kinder viele komplexe Sachverhalte noch nicht intellektuell erfassen oder differenzieren wie Erwachsene, und auch nicht alles muss im Detail verbalisiert werden. Aber Kinder fühlen – und zwar tiefgründig und ungefiltert. Sie nehmen alle Emotionen ihrer Umwelt wahr, verarbeiten sie und zeigen sie auf ihre ganz eigene, unverfälschte Weise – ganz ohne Filter.


Eine sehr persönliche Erfahrung hat mir dies eindringlich gezeigt: Als wir von Düsseldorf umgezogen sind, musste ich meine Familie zurücklassen, zu der mein ältester Sohn in seinen ersten Lebensjahren eine sehr enge Bindung aufgebaut hatte. Nach außen versuchte ich, meine Trauer über diese Trennung nicht zu zeigen. Ich bemühte mich, meinem Sohn all das Schöne und Spannende der neuen Umgebung zu vermitteln, doch in mir war ich tief traurig und fühlte mich allein. Mein Sohn spürte meine Gefühle und verbalisierte sie an meiner Stelle. Er war mein Mund und mein Herz. Er fühlte und drückte alles aus, was ich zwanghaft zu ignorieren und zu unterdrücken versuchte. Diese Erfahrung hat mir noch einmal deutlich gemacht, wie stark die emotionale Resonanz bei Kindern ist.


Wir Erwachsenen haben im Laufe des Lebens oft gelernt, unsere Emotionen zu benennen, zu differenzieren und unser Verhalten entsprechend anzupassen oder sogar zu unterdrücken. Das kindliche Gefühlserleben ist anders: Kinder drücken ihre Gedanken, Sorgen, Ängste, Trauer und Freuden mit den Emotionen aus, die ihnen instinktiv zur Verfügung stehen. Ihre reine Gefühlswelt ist ein klares Signal und ein Geschenk, das wir aufmerksam empfangen sollten.


Denke nur an die unbändige Freude der Kinder! Wie oft sagen wir als Erwachsene, wenn wir uns wirklich über etwas freuen: "Ich freue mich wie ein kleines Kind!" Das offenbart viel: Wir haben oft verlernt, Emotionen so rein und unverstellt zu zeigen. Kinder hingegen leben ihre Gefühle im Moment, ohne die Barrieren und Filter, die wir im Laufe des Lebens aufbauen. Ihre unverfälschte Emotionsfähigkeit ist unser wertvollster Wegweiser, um sie besser zu verstehen und ihnen die beste Orientierungshilfe zu geben.




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Jedes Gefühl ist eine Erfahrung, die wir nicht verpassen sollten.


Alle Emotionen sind wichtig: Begleiten statt bewerten – Ein empathischer Dialog


Der Umgang mit Gefühlen wie Frustration, Angst oder Trauer ist ein zentraler Aspekt im emotionalen Reifungsprozess. Kinder müssen lernen, dass alle Emotionen ihre Berechtigung haben und in Ordnung sind. Unsere Aufgabe als Begleiter auf dieser Reise ist es, ihnen dabei zu helfen, ihre Gefühle selbst zu erkennen, zu benennen, zu akzeptieren und einen gesunden Umgang damit zu finden.


Dies gelingt durch eine empathische und wertschätzende Kommunikation, die den Kindern Raum gibt, ihre eigene Gefühlswelt zu erforschen:


  • Fragen, nicht vorgeben: Statt voreilig eine Antwort zu geben, wie "Ich sehe, du bist traurig, weil...", fragen wir das Kind: "Ich sehe, dass dich gerade etwas bedrückt. Magst du mir erzählen, was es ist?" oder "Was fühlst du gerade?" Wir geben keine Ursachen vor, sondern ermöglichen dem Kind, selbst seine Gefühle und deren Herkunft zu benennen. Dies stärkt seine Selbstwahrnehmung und das Gefühl, wirklich verstanden zu werden.


  • Gefühle als Wegweiser nutzen: Jedes Gefühl ist ein wichtiger Hinweis, der uns hilft, die aktuelle Situation des Kindes zu verstehen. Eltern können diese Signale nutzen, um zu erkennen, was im Moment das Richtige für ihre Kinder ist. Wenn ein Kind Angst hat, etwas zu tun, zwingen wir es nicht, mit der Begründung, es müsse lernen, dass es "gar nicht so schlimm" sei. Das Kind sollte immer selbst entscheiden dürfen, wann es bereit ist, seine Angst zu überwinden, wann es seine Trauer loslassen oder seine Wut verarbeiten möchte. Unser Ziel ist nicht, Gefühle zu beenden oder zu lenken, sondern den Kindern zu helfen, sie zu fokussieren und zu verarbeiten, wenn sie selbst bereit dafür sind.


  • Gemeinsam verstehen und verarbeiten: Wir helfen den Kindern, ihre Emotionen zuerst zu verstehen, sie dann zu verbalisieren und zu akzeptieren. Darauf aufbauend können wir gemeinsam diese Gefühle reflektieren, um danach Hand in Hand oder eigenständig eine Lösung zu finden. Die Kinder sollen lernen, ihre inneren Prozesse zu durchlaufen und somit Wege zu finden, sich besser zu fühlen. Dies stärkt ihre emotionale Kompetenz und ihr Selbstvertrauen.




Unsere Emotionen als Vorbild für unsere Kinder


Diese Kommunikation mit unseren Kindern gibt ihnen eine unschätzbare Sicherheit. Kinder versuchen oft, Lösungen für ihre Emotionen zu finden, sind aber manchmal noch nicht in der Lage, dies alleine zu tun. Deshalb suchen sie uns Eltern als Unterstützung. Es ist zudem essenziell, unseren Kindern zu zeigen, dass auch wir Emotionen haben und diese verarbeiten und ausdrücken. Denn unsere Emotionen begleiten oft unsere Taten, und es ist wichtig, unseren Kindern zu zeigen, dass wir als Erwachsene das Recht haben, Fehler zu machen, um uns weiterzuentwickeln. Kinder sollen nicht den Glauben entwickeln, dass wir als Erwachsene perfekt sind und niemals Fehler machen. Deshalb ist es so wichtig, offen über Gefühle zu sprechen – auch über jene, die uns vielleicht Angst machen, weil wir uns verletzlich fühlen. Wahre Stärke zeigen bedeutet, sich offen und zu den eigenen Emotionen zu bekennen. Wenn ein Kind unsere Emotionen erkennt, ist es entscheidend, dass wir ehrlich sind und diese zugeben. So zeigen wir dem Kind nicht, dass wir Gefühle unterdrücken oder verstecken, sondern dass wir klar dazu stehen. Wir sind Vorbilder und leben unseren Kindern diesen wichtigen Umgang mit Emotionen vor.


Grenzen respektieren und den Raum geben, der gebraucht wird – Die Kraft der wahrnehmenden Beobachtung


Es ist von größter Bedeutung, die Grenzen unserer Kinder stets zu respektieren und ihnen den Raum zu lassen, den sie brauchen. Manchmal sind Kinder nicht sofort bereit zu sprechen oder ihre Gefühle zu teilen. In solchen Momenten bieten wir unsere Präsenz an, ohne zu drängen: "Ich bin da, wenn du bereit bist zu sprechen. Du musst es mir nicht sofort erzählen." Dieses Angebot stärkt ihr Vertrauen und gibt ihnen das Gefühl, gehört und respektiert zu werden, auch ohne Worte.


Gleichzeitig wenden wir die wahrnehmende Beobachtung an. Dies bedeutet, dass wir das Kind ohne eigene Bewertungen, Vermutungen oder intuitive Interpretationen beobachten. Wir nehmen lediglich wahr, was das Kind in diesem Moment tut und sagt. So können wir seine Signale objektiv erfassen und im richtigen Moment einfühlsam reagieren, ohne es zu beeinflussen. Dieses bewusste Zurücknehmen gibt dem Kind den Raum, den es braucht, und stärkt sein Vertrauen.



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Fühlen ist nicht schlimm. Es ist ein Teil dessen, wer wir sind.



Altersgerechte Begleitung: Ein Blick in unseren Alltag


Gerade im Alltag erlebe ich immer wieder, wie dieser empathische Dialog funktioniert und wie wichtig es ist, die Kommunikation dem Alter des Kindes anzupassen. Meine Kinder erfahren alle die gleiche wertschätzende und empathische Begleitung, doch die Methoden variieren:


  • Mit meinem ältesten Sohn, der bereits im Schulalter ist, erlebe ich oft Momente, in denen er zu mir kommt und sagt: "Mama, ich bin gerade traurig, aber ich weiß nicht warum." In solchen Situationen spüre ich eine tiefe Verbundenheit und nutze diese Gelegenheit, um unsere Kommunikation zu vertiefen. Meine erste Frage an ihn ist immer: "Was glaubst du, mein Schatz, was der Grund dafür sein könnte?" Oft weiß er es nicht, und genau hier beginnt unsere gemeinsame Reise, seine Emotionen zu verinnerlichen.

    Wir setzen uns zusammen, schließen die Augen und konzentrieren uns auf unsere Atmung, um eine innere Ruhe zu finden. Manchmal reicht diese Phase schon aus, um die Quelle eines Gefühls zu finden.


    Wenn das nicht ausreicht, biete ich ihm weitere Wege an. Ich frage ihn zum Beispiel: "Kannst du sehen, was dich traurig macht?" Wenn er keine klare Vorstellung entwickeln kann oder noch nichts sieht, nutzen wir andere Vergleiche, um sein Gefühl greifbarer zu machen: "Wie fühlt sich dein Gefühl an? Ist es schwer wie ein Stein oder leicht wie eine Feder? Oder kannst du mir mit den Händen zeigen, wie groß sich diese Sorge anfühlt?" So wird uns beiden erstmal klar, wie stark es ihn belastet. Und dann, oft in direktem Anschluss an diese Vergleiche, kann die innere Verbildlichung gelingen: "Es ist erstaunlich, wie sich seine Sorge an dieser Stelle oft verbildlicht und er sie mir mitteilen kann." Sobald der Grund benannt ist, frage ich ihn: "Was können wir gemeinsam tun, damit du dich besser fühlst?" Häufig hat er schon eine eigene Lösung parat, und manchmal fragt er mich um Hilfe. Dann biete ich verschiedene Möglichkeiten an, aus denen er selbst wählen kann, was sich für ihn gut anfühlt – denn die Entscheidung liegt immer bei ihm.


    Sollte die innere Verbildlichung einmal nicht gelingen, wechseln wir zu anderen kreativen Ansätzen. Wir nutzen dann Blätter und Stifte oder greifen zu kleinen Figuren, die ihn oder seine Emotionen darstellen können. Indem wir die Situation spielerisch nachstellen, wird oft schnell deutlich, was ihn wirklich bedrückt. Diese gemeinsame Kommunikation ist das Fundament unserer Verbundenheit; sie ermöglicht es uns, einander besser zu verstehen. Es ist mir unglaublich wichtig, dass alle meine Kinder jederzeit mit mir kommunizieren können, wenn sie es möchten und brauchen. Das festigt unsere Bindung, gibt ihnen das Gefühl, stets verstanden zu werden und ermutigt sie, ihre Sorgen ohne Scheu auszusprechen. Diese Fähigkeit ist essenziell für ihre gesamte emotionale Entwicklung und wird ihnen helfen, Konflikte und Herausforderungen im gesamten Leben souverän zu meistern.


  • Mit meinem mittleren Kind, das noch ein Kita-Kind ist, nutze ich ebenfalls eine wertschätzende und empathische Kommunikation. Zusätzlich arbeite ich viel mit Bilderbüchern, die verschiedene Emotionen zeigen, oder mit Bildern und integriere passende Kinderlieder. Auch bei ihm kommen oft Figuren zum Einsatz. Manchmal symbolisieren meine Kinder dabei starke Charaktere wie einen Löwen für Wut, während kleine Tiere oder Figuren für Angst und Trauer stehen. So veranschaulichen wir spielerisch die Emotionen und schaffen eine gemeinsame Sprache, um darüber zu kommunizieren.


  • Beim jüngsten Kind, das noch nicht sprechen kann, kehre ich zu der bereits erwähnten fundamentalen Kompetenz zurück, die wir als Mütter von Geburt an entwickeln. Hier verlasse ich uns ganz auf meinen Instinkt und die nonverbale Kommunikation, die wir seit dem ersten Tag führen. Ich beobachte genau seine Mimik, Gestik und seine körperlichen Reaktionen, um seine Bedürfnisse und Gefühle zu deuten und intuitiv darauf zu reagieren. Das Aufbauen einer sicheren Bindung durch feinfühlige Reaktion ist hier der Grundstein für die spätere emotionale Ausdrucksfähigkeit.





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Was wir fühlen, ist die Wahrheit, was wir denken, kann eine Lüge sein.

Die Essenz der emotionalen Entwicklung



Alle Emotionen sind wichtig, alle Themen, die unsere Kinder bewegen, sind wichtig und müssen immer ernst genommen und angesprochen werden. Das gilt nicht nur für die herausfordernden Gefühle wie Trauer oder Wut, sondern auch für die Freude. Manch unbändige Freude, die sich in lautem Jubel oder wildem Herumspringen äußert, wird von Erwachsenen oft als "auffällig" oder "störend" missverstanden. Kinder werden dann aufgefordert, ihr Verhalten einzustellen, dabei drücken sie doch nur ein schönes und überwältigendes Gefühl von Freude oder Aufregung aus. Auch hier ist die Kommunikation und die wahrnehmende Beobachtung unerlässlich. Nur so können wir das Verhalten der Kinder besser verstehen, ihre Emotionen richtig deuten und wertschätzend sowie empathisch auf sie eingehen. Solange die Kinder noch nicht in der Lage sind, ihre Emotionen genau verbalisieren zu können, bildet diese achtsame Begleitung das Fundament ihrer gesunden emotionalen Entwicklung. Wir sind ihre Begleiter auf dieser wertvollen Reise.


Abschließende Gedanken


Ich hoffe, ich konnte euch mit diesen Einblicken wertvolle Anregungen geben und euch eine neue Perspektive auf die faszinierende Welt der Kinderemotionen eröffnen. Denkt daran, emotionale Entwicklung ist ein wunderbarer, aber auch anspruchsvoller Weg, der Geduld erfordert – nicht nur mit unseren Kindern, sondern auch mit uns selbst. Es ist völlig in Ordnung, wenn wir nicht immer perfekt reagieren oder selbst mal überfordert sind. Das Wichtigste ist unsere Bereitschaft, dazuzulernen, Fehler als Lernchance zu sehen und unsere Kinder auf diesem wertvollen Weg liebevoll und authentisch zu begleiten.



Mamaliebe & Montessori
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