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Dein Kind verstehen, stark erziehen: Der empathische Leitfaden für Eltern

  • Autorenbild: Teresa
    Teresa
  • 1. Juli
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Juli


Als Eltern wünschen wir uns nichts sehnlicher, als unsere Kinder bedingungslos zu lieben, sie zu beschützen und ihnen alles mitzugeben, damit sie stark und selbstbewusst in die Welt treten können.


Unser Anliegen ist es, unseren Kindern beizubringen, die eigenen Grenzen zu erkennen und selbstbewusst zu benennen, ohne dass Scham oder Angst sie davon abhalten. Wir möchten ihnen zeigen, dass es ein Zeichen von Stärke ist, eigene Fehler zu erkennen, anzunehmen und daraus zu lernen, anstatt sie als persönliches Versagen zu empfinden. Fundamental ist es unseren Kindern zu vermitteln, ihre Emotionen klar auszudrücken und dadurch ihre persönlichen Grenzen deutlich zu machen. Doch diese wunderbare Aufgabe bringt auch viele Unsicherheiten mit sich.


Diese Gedanken und Sorgen begleiten viele von uns – und auch mich persönlich. Die Prägungen unserer eigenen Kindheit wirken unweigerlich in unsere Erziehung hinein, oft auf eine Weise, die uns gar nicht bewusst ist. Es ist zutiefst menschlich, sich in solchen Phasen der Erziehung unsicher zu fühlen und sich zu fragen, wie man die eigenen Kinder wirklich am besten begleitet, ohne unbewusst alte Muster weiterzugeben. Doch genau hierin liegt die große Chance: Wir können alte Kreisläufe durchbrechen und unseren Kindern einen Weg in ein selbstbestimmtes, emotional gesundes Leben ermöglichen.



Mutter und Kind, hand in Hnd, liebe und zuwendung, respekt und selbstliebe beibringen und die eigene grenzen kennen
Das Kind gehört nicht den Eltern, sondern sich selbst. Es ist nicht auf die Welt gekommen, um die Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen, sondern um zu jenem Wesen zu werden, das in ihm angelegt ist. Dies zu ermöglichen liegt in der Verantwortung der Eltern.

Bewusste Erziehung: Eine Basis für starke, emotionale Kinder


Eine moderne, kindzentrierte Pädagogik stellt Selbstbestimmung und Respekt vor der kindlichen Individualität in den Mittelpunkt. Sie lehrt uns, dass Kinder sich optimal entwickeln, wenn wir ihre inneren Bedürfnisse begreifen und darauf eingehen. Dabei ist es entscheidend, die emotionale Sprache der Kinder, die ihre innere Welt ausdrückt, tiefgehend zu verstehen. Nur so können Kinder ein starkes Selbstbewusstsein aufbauen, einen gesunden Umgang mit ihren Emotionen finden und Konflikte konstruktiv bewältigen.


Ein zentrales Anliegen in der Erziehung ist es zudem, Kindern mitzugeben, wie wichtig es ist, zu ihren eigenständigen Entscheidungen zu stehen. Sie sollen lernen, Fehler als natürliche Schritte des Lernens zu begreifen, ohne sich dafür zu schämen oder sich selbst zu verurteilen. Die Fähigkeit, sich selbst liebevoll anzunehmen und die eigenen Bedürfnisse auf gesunde Weise an erste Stelle zu setzen, ist dabei grundlegend. Eine gesunde Selbstliebe bedeutet keineswegs, egoistisch zu sein, andere herabzuwürdigen oder sich für etwas Besseres zu halten. Im Gegenteil: Wer sich selbst wertschätzt, kann auch authentische und respektvolle Beziehungen zu anderen führen, in denen er die Gefühle anderer empathisch begreift, ohne dabei die eigenen Grenzen zu vernachlässigen. Diese innere Stärke schützt Kinder und befähigt sie, ein widerstandsfähiges Selbstwertgefühl aufzubauen, das auch im Erwachsenenalter nicht so leicht durch unkonstruktive Kritik – sei es über ihr Aussehen, ihr Verhalten, ihre eigenen Handlungen oder ihren gesamten Lebensstil – beeinträchtigt werden kann.


Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es sein kann, diese wichtigen Werte immer bestmöglich zu vermitteln und dass man dabei oft an die eigenen Grenzen stößt. Meine eigene Kindheit ist ein klares Beispiel dafür, wie tief eigene Prägungen wirken können und warum ein Umdenken im Umgang mit unseren Kindern so wichtig ist.



Mein Weg aus dem Anpassungsdruck: Eine persönliche Offenbarung für wahre Liebe und Grenzen


In meiner frühen Kindheit in Süditalien gab es eine einzige Form der Erziehung:"gehorsame Liebe". Dies war die einzig akzeptable Form der Zuneigung, die einem Kind beigebracht wurde. Die Erwachsenen respektierten und nahmen die körperlichen und emotionalen Grenzen der Kinder nur dann wahr, wenn sie den Eigenen entsprachen.


Ich erinnere mich lebhaft daran, dass ich als Kind einen Kuss niemals verweigern durfte. Die lauten, feuchten Schmatzer auf meiner Wange musste ich schweigend und mit einem Lächeln im Gesicht ertragen. Versuchte ich dieser Nähe aus dem Weg zu gehen, indem ich mich hinter meiner Mutter versteckte, folgte sofort Kritik an ihr. Mein Verhalten definierte man als Nichterfüllung der gewünschten Begrüßungsform und somit als Zeichen mangelnder Erziehung. Der Vorwurf lautete dann: Sie hätte ein unerzogenes Kind.


Stell dir vor: Eine sehr junge Frau, die zum ersten Mal Mutter wird, die selbst noch nicht weiß, welcher Weg der beste ist, musste sich solche schweren Worte anhören. Wir Menschen neigen im ersten Augenblick dazu, uns zu rechtfertigen und uns vor solchen harten Vorwürfen zu schützen. So kam oft die Antwort von meiner Mutter: „Sie ist schüchtern.“ Eine bestimmte Antwort, wie: „Mein Kind entscheidet selbst, wann und wem es einen Kuss gibt. Es hat ein sicheres Selbstwertgefühl und bestimmt eigenständig, wie es seine Zuneigung zeigt“, war damals undenkbar. Daher beschränkte sich meine Mutter immer darauf, meine schüchterne Art als Erklärung zu nennen. Doch diese Aussage war ebenfalls ein Kritikpunkt und somit eine weitere Angriffsfläche an sie. Denn auch hier sah man keine kindgerechte Erziehung, nur weil ich als Kind zurückhaltend war.


Die ständige Kritik und das Einmischen von außen in die Erziehung meiner Mutter führten dazu, dass ihre Unsicherheit wuchs. Sie versuchte oft, die negativen Kommentare über „unerzogen sein“ und die unerwünschten Ratschläge zu überhören und lernte mit der Zeit, bei bestimmten Menschen nicht mehr aufmerksam zuzuhören. Doch was sie dabei nicht bedacht hatte, war, dass ich und meine Schwester diese Aussagen und die damit verbundenen Erwartungen sehr wohl wahrnahmen und intensiv aufsogen. Diese Prägung führte dazu, dass ich das Übergehen meiner eigenen Grenzen für normal hielt. Ich lernte, dass ich ein "respektvoller Mensch" und "gut erzogen bin", wenn ich diese Form von Liebe zeigte: Menschen mit Körperkontakt zu grüßen, obwohl ich es nicht wollte, stets Nettigkeit zu demonstrieren und immer Ja zu sagen, selbst wenn es meinem inneren Gefühl widersprach. Die eigenen Grenzen zu nennen und einzufordern, galt als respektlos. Um keine Last für meine Mutter zu sein und ihr nicht die zusätzliche Bürde aufzuerlegen, dass sie ihre Rolle nicht erfüllen würde, lebte ich diese Philosophie fort.


Diese Erfahrungen regten mich später zum tiefen Nachdenken an und ließen mich die Frage stellen: Was bedeutete für diese Menschen „unerzogen“ eigentlich genau?


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Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun.

Wenn ich meine eigenen Grenzen kenne und diese auch einfordere, bedeutet das, dass meine Mutter mich nicht mit wichtigen Werten ausgestattet hat? Im Gegenteil! Meine Mutter war jeden Tag präsent und gab mir wichtige Anstöße für mein Leben. Sie sprach mir Mut zu und versuchte, mir Ängste zu nehmen. Die Werte, meine Rechte einzufordern und mich nur mit dem wohlzufühlen, was mir entspricht, waren dabei präsent. Doch der damalige gesellschaftliche Druck und die Erwartungen verhinderten, dass meine Mutter diese wichtigen Botschaften im Alltag konsequent vorleben konnte, und dies wiederum hinderte mich, sie vollständig zu verinnerlichen. Das hatte zur Konsequenz, dass ich manchmal gegen mein eigenes Gefühl handeln und einen Weg gehen musste, der nicht zu mir passte, nur um die Etiketten „unerzogen“ oder „respektlos“ zu vermeiden.


Mein früheres Verhalten hatte nicht nur mich beeinträchtigt, sondern es bestand auch die Gefahr, dass meine eigenen Kinder das gleiche Schicksal erfahren würden. Die "gehorsame Liebe", die ich meinen Kindern nicht zumuten wollte, aber in meinem eigenen Verhalten noch immer unbewusst spiegelte, zeigte mir, dass ich ein Vorbild war, das ich so nicht sein wollte. Ich konnte nicht etwas vermitteln und gleichzeitig etwas völlig anderes vorleben. Mir wurde klar, dass ich meinen Kindern damit hätte schaden können und ihnen diese ungesunde Art, sich selbst und andere zu lieben, diese Last und die damit verbundenen emotionalen Belastungen unbedingt ersparen wollte.


Die persönliche Erkenntnis meiner eigenen Prägung, mein pädagogisches Fachwissen und die jahrelange Berufserfahrung gaben mir schließlich die Ressourcen und die Fähigkeit, alte Muster zu durchbrechen und die mir einst vermittelten Werte neu zu verinnerlichen. Mit diesem neuen Bewusstsein definierte ich meine persönlichen Grenzen und lebe nun die für mich einzig wahre Form von Liebe: die wertschätzende, respektvolle, empathische Liebe, die Grenzen erkennt und benennt. Basierend auf dieser persönlichen Weiterentwicklung und meinem Wunsch, andere Eltern zu stärken, entwickelte ich die '4 Säulen bewusster Erziehung' – einen praxisnahen Wegweiser, um euch in der kindlichen Entwicklung umfassend zu begleiten.


Freiheit, Liebe, Akzeptanz und Natur
Wahre Freiheit besteht darin, in der Lage zu sein, Nein zu sagen, ohne sich schuldig zu fühlen


Der Grundstein für starke Persönlichkeiten: Meine 4 Säulen bewusster Erziehung


Die vier Säulen sind mehr als nur ein pädagogischer Leitfaden; sie sind das wesentliche Gerüst für eine bewusste Erziehung, die dein Kind in seiner emotionalen Entwicklung optimal begleitet. Sie bieten dir und deinem Kind eine klare Struktur, um eigene Grenzen zu erkennen, zu definieren und zu wahren. Gleichzeitig fördern sie eine wertschätzende und empathische Eltern-Kind-Beziehung und ermöglichen dir als Elternteil eine tiefgreifende persönliche Weiterentwicklung.


Diese Säulen bilden eine wertvolle Grundlage, die deinem Kind die besten Voraussetzungen für ein erfülltes Leben mitgibt – ein Ansatz, der Herz und Verstand verbindet und es befähigt, resilient mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Es ist ein gemeinsamer Weg des Lernens und Wachsens.


Authentische Kommunikation: Das Herzstück jeder Beziehung


Bedeutung: Es geht darum, aufmerksam zuzuhören und einen sicheren Raum zu schaffen, in dem dein Kind seine Gedanken und Gefühle – auch die herausfordernden – frei äußern kann.

Praxis & Vertiefung: Wende eine offene, empathische und wertschätzende Kommunikation an. Ermutige dein Kind, seine Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Wenn du selbst offen und ehrlich kommunizierst, lernt dein Kind, dass seine Stimme gehört wird und wichtig ist. Vertiefe dieses Thema in meinem Blog-Beitrag zur Emotionen verstehen & begleiten: Dein Leitfaden für herzliche Kindergespräche


Die Kraft der Vorbildfunktion: Liebe vorleben, nicht nur lehren


Bedeutung: Kinder lernen am stärksten, indem sie beobachten. Deine eigenen Handlungen sind wirkungsvoller als tausend Worte.

Praxis & Vertiefung: Lebe vor, wie du deine eigenen Grenzen kennst und wahrst, auch mal "Nein" sagst und auf deine Bedürfnisse achtest. Praktiziere eine gesunde Selbstliebe und zeige, dass es in Ordnung ist, authentisch zu sein, selbst wenn es unbequem sein mag. Deine eigene Haltung zu dir selbst und zu anderen ist der mächtigste Lehrmeister.


Gefühle anerkennen: Der Schlüssel zu emotionaler Stärke


Bedeutung: Bringe deinem Kind bei, dass jedes Gefühl erlaubt ist (nicht jedes Verhalten!), und dass Emotionen wie Wut, Trauer oder Angst normal sind und einen Sinn haben.

Praxis & Vertiefung: Statt Gefühle abzutun, hilf deinem Kind, sie zu benennen und zu begreifen. Diese Anerkennung lehrt dein Kind, seinen inneren Kompass zu verstehen und Widerstandsfähigkeit (Resilienz) zu entwickeln. Es lernt, dass Fehler und Rückschläge Gelegenheiten zum Wachsen sind, nicht zum Scheitern. Für noch tiefere Einblicke in die Welt der Emotionen und wie du dein Kind dabei unterstützen kannst, sie zu verstehen, empfehle ich dir meinen Blog-Beitrag Das Herz deines Kindes verstehen: Ein empathischer Leitfaden für die emotionale Entwicklung


Grenzen als Ausdruck von Liebe und Sicherheit: Halt geben, der nicht einengt


Bedeutung: Klare und konsequente Grenzen sind keine Einschränkung der Freiheit, sondern ein Anker aus Liebe und Fürsorge. Sie geben Kindern Orientierung, Struktur und ein Gefühl von Sicherheit.

Praxis & Vertiefung: Erkläre deinem Kind die Notwendigkeit von Grenzen und beziehe es, wo immer möglich, aktiv in die gemeinsame Gestaltung mit ein. Solltet ihr einmal nicht einer Meinung sein, nimm dir die Zeit, deinem Kind zu erklären, warum du diese Grenzen für sinnvoll hältst und welche Bedeutung dahintersteckt. Durch diese offene Kommunikation verstehen Kinder die Zusammenhänge besser und fühlen sich nicht unterdrückt. Sie lernen, dass das Einhalten von Grenzen keine Form von Machtausübung ist, sondern auf Verständnis und Schutz basiert. Dein Kind lernt durch deine Erklärungen, welche wichtigen Botschaften du ihm durch klare Grenzen vermitteln willst. Achte außerdem unbedingt darauf, die von dir gesetzten Grenzen auch selbst einzuhalten – du bist das wichtigste Vorbild.


Indem du diese vier Säulen in eurem Familienalltag verankerst, ermöglichst du deinem Kind, zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit heranzuwachsen, die sich selbst gesund liebt und die eigenen Bedürfnisse klar kommunizieren kann. Dies befähigt es, auch mit negativen Einflüssen von außen souverän umzugehen und ein starkes, emotionales Fundament für sein Leben zu entwickeln.


Selbstreflektion, kostenlose PDF für eine bessere Reflektion und Weiterentwicklung

Mein Herzenswunsch für dich als Elternteil ist, dass du aus diesem Beitrag Mut schöpfst und erkennst: Es ist niemals zu spät, bewusste Veränderungen in der Erziehung anzustoßen. Jede Reflexion über das eigene Handeln, jede neue Erkenntnis und jede kleine Kurskorrektur ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir alle sind in unseren eigenen Erfahrungen geprägt, und das ist absolut menschlich. Wichtig ist, dass wir bereit sind, uns immer wieder neu zu orientieren, uns selbst zu verzeihen und mit einem offenen Herzen auf unsere Kinder zuzugehen. Lass dich nicht von Perfektionismus lähmen, sondern von dem Wunsch leiten, eine tiefe, wertschätzende Verbindung zu deinem Kind aufzubauen. Jeder Moment ist eine Chance, liebevoll zu lernen und zu wachsen. Ich bin davon überzeugt, dass du mit Empathie, Geduld und dem Wissen um die Bedeutung dieser Säulen dein Kind bestmöglich auf seinem Weg begleiten wirst – für ein Leben voller Selbstbestimmung, Verständnis und wahrer Liebe.


Hoffnung, kraft, liebe, unterstützung
Mamaliebe & Montessori

 
 
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