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Vorschularbeit zu Hause: Eine echte Alternative zum Kindergarten?

  • Autorenbild: Teresa
    Teresa
  • 25. Mai
  • 9 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 3 Tagen


Als ich Ende 2023 die Entscheidung traf, meinen Sohn selbst zu Hause zu betreuen, stellte sich mir sofort die Frage: Wie bereite ich mein Kind am besten auf die Schule vor? Er war schließlich im letzten Kindergartenjahr, dem sogenannten "Vorschuljahr". Überall hörte man von "Vorschulprojekten" und "Vorschularbeiten" – Namen, die oft dazu dienen, Eltern glauben zu machen, dass in den Einrichtungen etwas ganz Besonderes geleistet wird.

Meine Erfahrung hat mir jedoch gezeigt, dass eine gute Einrichtung die Förderung und Vorbereitung auf die Schule sehr früh beginnt. Es geht nicht darum, im letzten Jahr unzählige spezielle Angebote durchzuführen. Vielmehr ist es ein gradueller Prozess, bei dem Kinder über die Jahre hinweg die Kompetenzen entwickeln, die sie für die Schule benötigen. Emotionale Kompetenzen reifen ebenso von Jahr zu Jahr. Kein Kind kommt mit allen benötigten Fähigkeiten in die Schule, denn die Entwicklung verläuft bei jedem Kind anders. Jedes Kind hat seine eigene Zeit, seine eigenen Schwerpunkte, besondere Fähigkeiten und Emotionen.

Es wird so viel von unseren Kleinsten verlangt, doch die Wahrheit ist, dass nicht einmal wir Erwachsene bei einem neuen Job oder einem neuen Lebensabschnitt alle Kompetenzen sofort besitzen. Und das ist auch gut so! Wir Menschen müssen uns täglich weiterentwickeln, an Herausforderungen wachsen und Neues lernen. Das zeichnet einen klugen Menschen aus. Niemand von uns wird allwissend geboren, und wir müssen jeden Tag aufs Neue lernen, um uns Wissen anzueignen.


Angesichts dieser Erkenntnis frage ich mich: Ist es überhaupt notwendig, dass die sogenannte "Vorschularbeit" ausschließlich in einer Einrichtung stattfindet?

Meine klare Antwort ist: Nein, das geht auch wunderbar von zu Hause aus!


Kind schreibt und spielt mit Buchstaben
Das Spiel ist die Arbeit des Kindes.

Für uns war klar, dass der Schulstart ein Meilenstein sein sollte, der mit Freude und Neugier verbunden ist, nicht mit Angst und Leistungsdruck. Ganz im Sinne von Maria Montessori, die einst sagte: „Das Spiel ist die Arbeit des Kindes.“ Diese Philosophie hat uns bestärkt. Denn es geht bei der Vorschularbeit nicht darum, schon lesen und schreiben zu können, sondern vielmehr um die Entwicklung wichtiger Basiskompetenzen.


Basiskompetenzen:

  • Selbstständigkeit: Kann mein Kind seine Schuhe binden, sich an- und ausziehen?


  • Feinmotorik: Kann es malen, kneten, schneiden? Bei uns heiß das oft: Gemeinsam Plätzchen ausstechen, mit der Kinderschere Formen ausschneiden oder mit Lego kleine Türme bauen, bei denen es auf Präzision ankommt.


  • Grobmotorik: Kann es rennen, springen, balancieren? Unzählige Nachmittage im Wald oder auf dem Spielplatz, wo balanciert, geklettert und gesprungen wurde, waren hierfür unsere "Unterrichtsstunden".


  • Sprachliche Kompetenzen: Kann es sich ausdrücken, Geschichten verstehen und

erzählen? Wir haben viel vorgelesen, Reime gelernt und über den Tag

gesprochen, was uns besonders gefallen hat.


  • Soziale und emotionale Kompetenzen: Kann es warten, teilen, Konflikte lösen, mit Frustration umgehen? Diese Fähigkeiten wurden im täglichen Miteinander mit seinen beiden jüngeren Brüdern ständig gefordert. Dazu kam der Karate- Kurs, wo es um Disziplin und das Einhalten von Regeln ging, und das Fußballtraining, bei dem Teamgeist und das Akzeptieren von Niederlagen wichtige Lektionen waren. Hier lernte er spielerisch den Umgang mit anderen Kindern in strukturierten und freien Situationen.


  • Konzentration und Ausdauer: Kann es sich über einen bestimmten Zeitraum mit einer Aufgabe beschäftigen? Mein Sohn liebte es, stundenlang an großen Puzzles zu tüfteln, und verbrachte viel Zeit mit Bügelperlen, um komplexe Bilder zu legen. Diese Aktivitäten erforderten nicht nur präzises Arbeiten, sondern schulten auch die Fähigkeit, konzentriert und beharrlich an einer Sache dranzubleiben, selbst wenn es knifflig wird.


  • Logisches Denken: Kann es einfache Muster erkennen oder Sortieraufgaben lösen? Sortierspiele mit Alltagsgegenständen oder das Erkennen von Mustern in der Natur waren tolle Möglichkeiten.


All diese Fähigkeiten können spielerisch im Alltag zu Hause gefördert werden. Ob beim gemeinsamen Kochen, beim Bauen mit Bausteinen, beim Vorlesen von Büchern, beim Spaziergang in der Natur oder bei einfachen Gesellschaftsspielen – jede Interaktion bietet eine Lerngelegenheit. Maria Montessori betonte: "Das Interesse des Kindes hängt alleine von der Möglichkeit ab, eigene Entdeckungen zu machen."Das haben wir uns zu Herzen genommen.

Meine Herangehensweise für die Vorschularbeit zu Hause

  • Spielerisches Lernen: Keine starren Lehrpläne, sondern kindgerechte Angebote, die Spaß machen und die natürliche Neugier wecken.

  • Alltagsintegration: Lernmomente im ganz normalen Tagesablauf finden.

  • Individuelles Tempo: Wir richten uns nach den Bedürfnissen und Interessen meines Sohnes.

  • Positive Verstärkung: Lob und Anerkennung für jeden kleinen Fortschritt.

  • Entwicklung von Resilienz: Das Kind darf Fehler machen und daraus lernen.

  • Vielfältige Erfahrungen: Bücher, Ausflüge, kreative Tätigkeiten und Bewegung gehören dazu.




Montessori, speilen und lernen
Erzähle mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere mich. Lass es mich tun und ich verstehe

Der Wahnsinn der Einschulungstests: Ein kritischer Blick


Nachdem ich die Liste der Basiskompetenzen durchgegangen war, wusste ich, dass mein Sohn all die Voraussetzungen für die Schule erfüllte. Trotzdem wollte ich einige Bereiche noch vertiefen und mich auf jene Dinge konzentrieren, die jede Schule genau beobachtet.


Eines vorweg: Das ist meine persönliche Meinung, und jeder darf das natürlich anders sehen. Aber diese Tests, die in der Schule durchgeführt werden, sind für mich absolut absurd. Die Kinder werden eine Stunde lang unter die Lupe genommen. Ihnen werden Fragen gestellt, sie müssen Dinge ausmalen, schneiden, kleben, aufschreiben und vieles mehr.


Kurze Frage an euch: Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr unbedingt genau diesen Arbeitsplatz möchtet und wisst, dass ihr gleich getestet werdet?


Ihr müsst 100 Prozent zeigen – auch wenn es nicht explizit verlangt wird. Ihr müsst am besten alles können und dabei hervorragend sein. Eine Antwort auf alle Fragen haben, souverän und gelassen an die Sache herangehen. Selbst die kleinste Emotion könnte vielleicht als emotionaler Mangel ausgelegt werden. Ihr werdet geprüft und beurteilt, in Räumen, die ihr noch nie gesehen habt, und von Menschen, die ihr nicht kennt.

Wie ist dann euer emotionaler Zustand?

Und genau das müssen fünf- oder sechsjährige Kinder durchmachen, um für die Schule zugelassen zu werden.


schneiden, malen und sich selbst finden
Ein Kind, das spielt, ist ein lernendes Kind

Der Kontrast: Öffentliche Schule vs. Montessori- Unsere Suche nach dem richtigen Weg


Mein Mann und ich wussten bereits, dass das nicht die Umgebung ist, die wir uns für unseren Sohn wünschen. Wir wollten unbedingt eine entspannte und harmonische Atmosphäre, in der unser Sohn sich mit der Zeit entwickeln kann und keinen psychischen Stress erleiden muss. Wir sind davon überzeugt, dass ein Kind, das sich sicher und geborgen fühlt, sein volles Potenzial viel besser entfalten kann. Die frühkindliche Bildung sollte nicht durch einen einzigen Stresstest definiert werden, sondern durch eine kontinuierliche, liebevolle Begleitung.

Schnell war uns klar: Die Montessori-Pädagogik ist das, was wir suchten. Also begannen wir den Prozess für die Aufnahme an einer Montessori-Schule.


Kurze Info: Die Lehrkräfte beobachten das Kind und entscheiden, ob es schulfähig ist. Sie tauschen sich auch mit der Kita aus, um ihre Beobachtungen zu bestätigen. Es ist ja auch klar, dass eine einzige Stunde unter bestimmten Gegebenheiten nicht zu 100 Prozent alles über ein Kind aussagen kann.

Nur schade, dass mein Sohn keine Kita besucht hatte.


Die Beobachtung in der Montessori-Schule verlief anders als in der öffentlichen Schule.

Das Kind wurde nicht alleine in einem Zimmer mit einer Lehrkraft unter die Lupe genommen. Stattdessen wurden mehrere Kinder eingeladen, die im Klassengeschehen in einer entspannten Atmosphäre einige Aufgaben mit einer Lehrerin erledigen durften, während die Eltern draußen warten. Hier stand die authentische Interaktion im Vordergrund, nicht der isolierte Prüfungsdruck.



ein ort der stille und des lernens
Wo das Lernen zum Erlebnis wird, da beginnt die wahre Bildung


Da wir nicht wussten, ob unser Sohn an der Montessori-Schule aufgenommen würde, besuchten wir auch eine öffentliche Schule. Dort sah der Test ganz anders aus. Wir warteten in einem Flur, wie Patienten vor einer Untersuchung im Krankenhaus. Niemand war zu sehen oder zu hören. Die Anspannung war hoch, und wurde immer höher. Plötzlich kam eine Lehrerin mit einem Kind heraus, sie sprachen kurz, und dann kam die Mutter hinzu.


Nach einer kurzen Verabschiedung waren wir dran. Ich musste draußen warten. Mein Sohn starrte mich mit seinen großen Augen an und wollte nicht alleine mit einer fremden Frau in einem Raum bleiben, den er nicht kannte. Aber leider musste er. Er blieb etwa 20 Minuten, dann wurde ich in das Klassenzimmer gerufen.

Ich fragte, ob alles in Ordnung sei. Die Lehrerin sagte mir, dass mein Sohn definitiv schulfähig sei, ABER die Leitung wolle noch mit mir reden, DENN mein Sohn besuche keine Kita. Das habe man bis jetzt noch nie erlebt.


Nun gut, ich wusste, dass so etwas auf mich zukommen würde, also war ich sehr neugierig zu erfahren, was diese Dame mir zu erzählen hatte. Nach kurzer Zeit wurden wir gerufen. Das Zimmer war klein, und es gab keine Luft. Wir hatten das Gefühl zu ersticken.

Die Schulleitung setzte sich mir gegenüber, sprach kurze nette Worte zu meinem Sohn und richtete dann ihre volle Aufmerksamkeit auf mich.


Ich musste schmunzeln. Sie dachte wohl, ich würde mir Sorgen machen und Angst bekommen, aber meine souveräne Haltung irritierte sie. Was mir in diesem Moment half, war die feste Überzeugung von unserem Weg und das Wissen, dass ich alles getan hatte, um meinem Sohn bestmöglich vorzubereiten.


Sie begann, mein Leben und meine Erziehung zu verurteilen. Wie konnte ich nur meinem Kind soziale Kontakte verweigern und ihn zu Hause betreuen? Wie konnte ich meinem Sohn die Möglichkeit nehmen, diese doch so wundervolle Vorschularbeit aus der Kita zu erhalten?

Des Weiteren sei er mit seiner Muttersprache aufgewachsen, und seine Deutschkenntnisse seien einfach noch viel zu schwach. Er müsse umgehend einen Deutschkurs belegen. Wir wussten sofort: Diese Schule würde es niemals werden. Ich machte der Leitung schnell klar, dass mein Sohn keine Kita besucht, ABER dennoch soziale Kontakte durch verschiedene Aktivitäten hat. Des Weiteren benötigten wir nicht die Unterstützung der Kita, um die Vorschularbeit zu leisten. Über einen Deutschkurs hätte immer noch ich als Mutter das letzte Wort. Ich verabschiedete mich freundlich und verließ die Schule.


Soziale Kontakte und Mehrsprachigkeit: Ein erweitertes Bild


Die Schulleitung sah nur die fehlende Kita. Was sie nicht sah, war das reiche soziale Gefüge meines Sohnes. Neben dem täglichen Miteinander mit seinen beiden jüngeren Brüdern, das ihn Empathie, Geduld und den Umgang mit Konflikten lehrte, besuchte er regelmäßig einen Karate- Kurs. Dort lernte er nicht nur Disziplin und Körperbeherrschung, sondern auch den Respekt vor anderen und das Einhalten von Regeln in einer Gruppe. Zusätzlich war er aktiv beim Fußballtraining dabei, wo Teamgeist, das Teilen von Erfolgen und das Akzeptieren von Niederlagen wichtige Lektionen waren. Soziale Kontakte bedeuten nicht zwangsläufig Kita- sie können auf vielfältige Weise geknüpft werden und durch unterschiedliche Aktivitäten bereichert werden.


Auch die Sache mit der Sprache: Ja, mein Sohn ist mit seiner Muttersprache aufgewachsen, was ein immenser Vorteil für seine kognitive Entwicklung ist. Mehrsprachigkeit ist ein Geschenk, kein Defizit. Wir fördern Deutsch natürlich auch zu Hause durch Vorlesen und gezieltes Sprechen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass er in der Schule und im Alltag schnell aufholen wird. Das Wichtigste ist die Freude am Lernen und die Offenheit für Neues, und die besitzt er definitiv.




luftblasen, spielen und lernen
Es ist schwer, das Urteil der Gesellschaft zu ertragen, wenn man nicht den Mut hat, allein zu sein

Unser Fazit: Wo das Herz zu Hause ist und die Zukunft beginnt


Die Montessori-Schule hatte uns sofort überzeugt. Die Lehrkräfte waren vom ersten Augenblick an sehr kompetent, empathisch und wertschätzend. Auch die Lernmethoden fand ich persönlich schon durch meine Vergangenheit als eine der besten Pädagogiken und durch mein Wissen in der Montessori-Pädagogik wusste ich, dass dies das Richtige für meinen Sohn war.


Als wir die Zusage bekamen, waren wir überglücklich. Wir haben nie den Lehrplan in Frage gestellt, waren immer von der Art des Lernens dort sehr überzeugt, und heute, nach fast einem Jahr, sehen wir die großen Fortschritte unseres Sohnes.


Alles, was die Kitas mir prophezeit hatten, ist nie passiert. Wie jedes Kind erlebte mein Sohn am Anfang die Schule als einen neuen Lebensabschnitt. Er weinte, er hatte Angst, aber genau das zeigt, dass er die richtigen Emotionen im richtigen Moment spürt.

Jeder hat Angst vor neuen Dingen.

Es ist wichtig, sich der eigenen Angst zu stellen und zu verstehen, wie weit man gehen kann und welche Kompetenzen man benötigt, um weiterzukommen.


Mit der Zeit und ganz viel Empathie und Wertschätzung von den Lehrkräften hat er sich an die neue Situation gewöhnt. Er hat unglaublich viel gelernt.

Wir sind super zufrieden, die Lehrkräfte ebenso, und er hat sich bestens entwickelt.

Er hat genau wie die anderen Kinder die Kompetenzen mitgebracht, die nötig waren.


Rückblickend kann ich sagen, dass ich nichts bereue, was ich gemacht habe. Mein Sohn hat die Zeit zu Hause mit uns genossen und vermisst sie noch immer. Doch er ist auch unglaublich glücklich über diese neue Veränderung in seinem Leben. Er liebt die neuen Dinge, die er lernt, und hat erkannt, dass Schule Spaß machen kann – ganz anders, als es manche Kinder beschreiben, die eindeutig nicht mit ihrer Schule oder Schulform glücklich sind.


Jede Entscheidung hat ihr Gewicht, aber das Wichtigste ist, dass eure Kinder glücklich sind. Die Wahl der richtigen Lernumgebung ist ein zutiefst persönlicher Prozess, der Mut erfordert, auch mal gegen den Strom zu schwimmen.

Unsere Erfahrung zeigt deutlich: Der Weg zur Schulfähigkeit muss nicht standardisiert sein. Die Vorbereitung zu Hause, mit Fokus auf die individuelle Entwicklung und eine liebevolle, unterstützende Umgebung, kann ebenso erfolgreich, wenn nicht sogar bereichernder sein.


Es geht darum, dem Kind die Werkzeuge an die Hand zu geben, die es braucht, um mit Neugier und Selbstvertrauen in neue Herausforderungen zu gehen – und das nicht nur für die Schule, sondern für das ganze Leben.



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